Beim Praxistag des Dachverband Stadtmarketing Austria am 23. April 2025 im oberösterreichischen Enns drehte sich alles um die Frage, wie Städte und Gemeinden datenbasiert handeln, gezielt kommunizieren und Digitalisierung strategisch einsetzen können, um nachhaltige Standortvorteile zu schaffen.
Das zentrale Learning des Tages: Smartness ist kein Toolset, es ist ein Mindset.
Smart: Vereinfachung durch Technologie
Im Eröffnungsvortrag zeigte Stefan Lettner von der Stadt- und Regionalentwicklungs-Agentur CIMA, wie breit der Begriff „Smart City“ gefasst werden muss. Er identifizierte sechs zentrale Handlungsfelder – „smart economy“, „smart people“, „smart governance“, „smart mobility“, „smart environment“ und „smart living“ – mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen und Chancen in Stadt-Umland-Kooperationen sowie in kleineren, ländlich geprägten Regionen.
„Smartness bedeutet, durch Digitalisierung einen echten Mehrwert für Verwaltung und Stadtbewohner zu schaffen“, so Lettner. Konkrete Beispiele wie die Vereinheitlichung mehrerer Bürgerkarten machten deutlich, wie digitale Lösungen die Effizienz kommunaler Angebote steigern können. Gleichzeitig wurde betont, dass es in vielen Bereichen bislang keine übergeordneten Vorgaben gibt. Jede Stadt muss in Sachen „Smartness“ derzeit ihren eigenen, gangbaren Weg entwickeln.
Von der Informationsflut zur Entscheidungsgrundlage
CIMA-Geschäftsführer Roland Murauer beleuchtete im zweiten Themenblock praxisnah, wie sich aus der heutigen Datenflut handfeste Erkenntnisse gewinnen lassen. Er stellte eine Vielzahl innovativer Analysemethoden vor, von klassischen Online- und POS-Befragungen über Social Media Listening bis hin zu Mobile Data Tracking und sensorbasierter Frequenzmessung. Für Städte besonders relevant: Der gezielte Einsatz von Daten für konkrete Fragestellungen, etwa die Entwicklung von Wirtschaftsstandorten, die Bewertung von Leerständen oder die Gestaltung von Mobilitätskonzepten.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in standortbezogene Strategien ein. Ein echter Mehrwert für jede Stadt, die aktiv gestalten möchte.
Mastercard Insights: Strategie auf Basis von Transaktionsdaten
Dirk Mühlenweg von Mastercard Deutschland lieferte aufschlussreiche Einblicke in die Möglichkeiten anonymisierter Zahlungsdaten. Mit weltweit über 3,3 Milliarden Karten und einer 90-prozentigen Abdeckung in Österreich bieten die Mastercard-Daten ein äußerst präzises Bild über das Verhalten von Tagesbesucher:innen, Tourist:innen und lokalen Konsument:innen. Städte erhalten dadurch Zugang zu Informationen wie: Woher kommen die Gäste? Was geben sie wofür aus? Welche Branchen profitieren?
Besonders spannend: Die Zahlungs-Daten können mit Mobilfunk-, Geodaten und statistischen Informationen kombiniert werden, was ganzheitliche Analysen möglich macht. Ideal zur Bewertung der Wirkung von Events, zur Entwicklung maßgeschneiderter Angebote oder zur Standortpositionierung. Für Städte, die datenbasiert steuern wollen, eine wertvolle strategische Ressource.
Stadtmarketing als strategische Schlüsseldisziplin
Der Praxistag in Enns hat wieder einmal unterstrichen, dass modernes Stadtmarketing weit über klassische Imagepflege hinausgeht, sondern ein prägender Faktor für die Stadtentwicklung sein kann. Smartness bedeutet, die neuen, technologischen Werkzeuge aktiv zu nutzen und sie mit einem neuen Selbstverständnis einzusetzen – um zukunftsfähige Lebensräume zu schaffen.