Wissen schlägt Bequemlichkeit: Für Sparer in Österreich ist das Verständnis der Kapitalmärkte und Investments wichtiger als ein einfacher Zugang per App
Ursprünglich als „Tag der Sparsamkeit“ ins Leben gerufen steht der Weltspartag heute eher dafür, sich die Chancen und Möglichkeiten der Geldanlage bewusst zu machen. In diesem Jahr feiert der Weltspartag sein 100. Jubiläum und so verwundert es nicht, dass viele Menschen in Österreich mit ihren Ersparnissen auch gern auf traditionelle Sparanlagen wie das Sparbuch sowie Tages- und Festgelder setzen. Da sie sich damit aber auch die Ertragskraft des Kapitalmarkts zum Erreichen ihrer langfristigen Sparziele entgehen lassen ist die Frage, was dazu beitragen könnte, dass ein Investment für sie interessant wird. Und sprechen die Österreicherinnen und Österreicher überhaupt über ihre Finanzen oder ist dies immer noch ein Thema, dass eher als „privat“ angesehen wird? Diesen Aspekten ist J.P. Morgan Asset Management mit dem „Finanzbarometer Österreich 2024“, einer repräsentativen Befragung von 1.000 Frauen und Männern in Österreich, nachgegangen.
Ein besseres Verständnis für Finanzprodukte und das Thema Geldanlage allgemein sowie die Möglichkeit, mit kleinen Beträgen anlegen zu können, stehen ganz oben auf der Liste der Voraussetzungen, die Investments attraktiver machen. Als weniger wichtig wird dagegen eine einfache Umsetzbarkeit des Investments, etwa über eine App, angesehen. vielmehr möchte sich rund ein Viertel der Befragten sich gern beim Thema Geldanlage beraten lassen. Erfreulich ist: Das Sprechen über Finanzen ist für viele Menschen in Österreichmittlerweile kein Tabu mehr.
Was Investment-Muffel überzeugen könnte
Laut Finanzbarometer traut sich in Österreich nach wie vor mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht an den Kapitalmarkt heran: während 43 Prozent der Befragten bisher nur sparen, gibt es 12 Prozent, die weder sparen, noch anlegen. Insgesamt scheuen somit noch mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher Kapitalmarktinvestments. Doch was könnte ihnen die Geldanlage schmackhaft machen? Wichtigster Faktor für ein Drittel der Menschen, die bislang weder in Fonds und ETFs noch in Aktien oder Anleihen anlegen ist ein besseres Verständnis für das Finanzprodukt, in das investiert wird. 30 Prozent wünschen sich wiederum, dass ein Investment auch mit kleinen Beträgen möglich ist. Und 27 Prozent der Menschen in Österreich würden das Thema Geldanlage grundsätzlich gern besser verstehen. Eine gute Finanzberatung halten 23 Prozent vor einem ersten Investment für sinnvoll, ebenso viele wünschen sich, dass eine Finanzanlage keine versteckten Kosten haben sollte. Dass das Investment schnell und flexibel verfügbar ist, wünscht sich wiederum 21 Prozent. Und wenn eine Geldanlage einfach umsetzbar wäre, etwa über eine App, würde dies 14 Prozent der Befragten überzeugen, anzulegen. Nicht zuletzt fänden es 11 Prozent interessant, verschiedene Investments miteinander vergleichen zu können.
„Wissen schlägt also Bequemlichkeit, wenn es darum geht, den Weg vom Sparen zum Anlegen einzuschlagen“, fasst Markus Sevcik, Senior Client Advisor bei J.P. Morgan Asset Management, ein wesentliches Ergebnis der Umfrage zusammen. „Das ist bemerkenswert, weil in den letzten Jahren verstärkt der Eindruck entstanden ist, dass einfache Technologie in Form von Apps extrem wichtig ist, damit Menschen sich dem Kapitalmarkt zuwenden. Finanzwissen und das Verständnis des Kapitalmarkts sowie der Investmentprodukte sind aber tatsächlich der entscheidende Faktor“, führt Sevcik aus. Per se lässt sich feststellen, dass das Angebot von Informationen zur finanziellen Bildung in den letzten Jahren deutlich vielfältiger geworden ist – zahlreiche Initiativen, Verbraucherinstitutionen, Marktteilnehmer und Schulen bis hin zu „Finfluencern“ haben sich in dem Bereich verstärkt engagiert. Allerdings gelte es, auch eine mögliche grundsätzliche Scheu vor dem Kapitalmarkt abzulegen. Hier komme die Anlage mit kleinen Beträgen ins Spiel, denn es ist nach wie vor ein verbreiterter Mythos, dass man reich sein müsse, um zu investieren. In viele Fonds, ETF, Aktien oder Anleihen lässt sich mit einem Sparplan aber bereits mit 50 Euro oder sogar weniger regelmäßig Geld breit gestreut am Kapitalmarkt anlegen. „Eine wichtige Botschaft ist also, dass Geldanlage bereits mit sehr kleinen Beträgen möglich ist. Es gilt vielmehr, möglichst lange Zeit investiert zu sein, um vom Zinseszinseffekt profitieren zu können – also ist es sinnvoll, früh anzufangen, selbst wenn es zunächst nur geringe Summen sind, die angelegt werden. Dies sollte noch stärker ins Bewusstsein vieler Deutscher geholt werden“, erklärt Markus Sevcik. So lassen sich mit Fonds und ETFs sehr einfach erste Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln.
Insbesondere langfristig bieten Investments viele Vorteile
Der Experte führt weiterhin aus, dass aktuell zwar Spareinlagen oder Tagesgelder teilweise noch mit einer attraktiven Verzinsung locken. Doch diese können vor allem langfristig nicht mit einem Kapitalmarktinvestment mithalten. „Auch wenn die Sparzinsen noch sehr attraktiv wirken, gilt es für die langfristige Anlage ein weniger weiter zu denken. Denn die ersten Zinssenkungen haben das Ertragsniveau bereits wieder sinken lassen“, betont Sevcik. Er verweist darauf, dass eine Multi-Asset-Income-Strategie – das ist ein Mischfonds mit Aktien und Anleihen, der regelmäßige Ausschüttungen bietet – unabhängig vom vorherrschenden Zinsniveau Ertrag plus Kapitalwachstum erzielen kann, der das Tagesgeld langfristig übertrifft. Durch die Kombination ertragstarker Anlageklassen lässt sich mit einem solchen Investment sogar von der Zinswende profitieren. Eine langfristige Analyse zeigt, dass ein solches Mischportfolio in über 70 Prozent der Fälle besser abschneidet als Tagesgeld – sowohl bei sehr niedrigen als auch bei einem Zinsniveau, wie es aktuell vorherrscht. „Da die Zinsen bereits wieder sinken, besteht bei Fest- und Tagesgeldern zeitnah ein Reinvestitionsrisiko. Zudem fehlt diesen Anlagen das Potenzial für Kapitalgewinne, wie bei Aktien oder länger laufenden Anleihen. Das ist besonders wichtig für den langfristigen Anlageerfolg, etwa bei der Altersvorsorge“, unterstreicht Markus Sevcik.
Sprechen über Finanzen: früher Tabu, heute sehr viel alltäglicher
Eine gute Möglichkeit, das Wissen zum Thema Finanzen und das Verständnis der Märkte und Produkte zu vergrößern ist, regelmäßig über Finanzthemen zu reden. Herrschte lange Zeit die Meinung vor, dass man „über Geld nicht spricht“, so ändert sich dies spürbar. Inzwischen werden Geldthemen von 81 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher zumindest mit dem direkten persönlichen Umfeld diskutiert. Lediglich 13 Prozent sprechen überhaupt nicht über finanzielle Angelegenheiten. Weitere 6 Prozent würden dies gern, wissen nur nicht, mit wem.
Mit 32 Prozent der Befragten hält rund ein Drittel der Menschen in Österreich Geldthemen lieber privat, innerhalb der engen Familie beziehungsweise der Partnerschaft. Mehr als ein Viertel der Befragten wiederum spricht regelmäßig mit der Familie über Geld, auch um den Kindern den Umgang damit zu vermitteln. Für 24 Prozent ist es auch im Freundeskreis ganz selbstverständlich, über Themen wie Gehalt und Geldanlage zu sprechen, wobei 17 Prozent dies nur bei größeren Anschaffungen oder Investments für sinnvoll erachten. So gaben lediglich 15 Prozent der Befragten in Österreich an, gerne und häufig über allgemeine Finanzthemen, wie etwa die Entwicklung der Aktienmärkte zu sprechen. „Es ist schön zu sehen, dass das Sprechen über Finanzen für immer mehr Österreicherinnen und Österreicher zur Selbstverständlichkeit wird. Genau damit wird die Basis gelegt, um sich stärker am Kapitalmarkt zu engagieren und auch das Investieren als Selbstverständlichkeit anzusehen“, sagt Markus Sevcik.
Die hier zitierten Ergebnisse stammen aus dem Finanzbarometer Österreich von J.P. Morgan Asset Management, einer repräsentativen Online-Befragung über die Plattform von Attest. In der Zeit vom 10. – 14. Juli 20024 wurden 1.000 Frauen und Männer ab 20 Jahren in Österreich zu ihrem Spar- und Anlageverhalten befragt. Neben dem Besitz von Finanzprodukten wurden Gründe, die Investments für Sparer/innen interessanter machen würden, wie selbstverständlich die Österreicher/innen über Geld sprechen sowie das aktuelle Risikoempfinden untersucht. Weitere Ergebnisse der Befragung werden zeitnah veröffentlicht.
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