Club Tirol-Talk mit dem aus Tirol stammenden Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Dr. Josef Aschbacher
Wien (OTS) – Das James-Webb-Weltraumteleskop wird bald erste Bilder liefern, die einen Blick zurück bis fast an den Beginn unseres Universums ermöglichen. Ein erster noch unbemannter Flug zum Mond im Rahmen des „Artemis-Mondprogramms“ soll noch heuer stattfinden. Gemeinsame Projekte der ESA mit Russland wie das ExoMars-Raumsondenprojekt, bei dem im September ein Erkundungs-Rover auf den Mars geflogen werden sollte, sind hingegen wegen der Sanktionen gegen Russland ausgesetzt. Weltraum-Touristen könnten womöglich in zehn Jahren ein Zimmer in einem „All-Hotel“ beziehen.
Es waren spannende Ein- und Ausblicke in das aktuelle und künftige Geschehen im Weltraum, die Mitglieder des Club Tirol beim jüngsten Club-Event aus wahrlich „profundem Mund“ erhalten haben. Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Tiroler Persönlichkeiten mit internationalen Karrieren“ war kein geringerer als Dr. Josef Aschbacher – seit 2021 Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) – zu Gast. Der aus dem Tiroler Ort Ellmau stammende, als Ältester von sechs Kindern auf einem Bauernhof aufgewachsene „Weltraumforscher“ war zu diesem Zoom-Clubabend live aus Paris zugeschaltet, dem Hauptsitz der „European Space Agency“. Die „wenigsten Österreicher mit so einer beeindruckenden Laufbahn sitzen hier bei uns“, merkte die Moderatorin, Club Tirol-Vizepräsidentin Renate Danler, denn auch bei ihrer Begrüßung an.
Bedeutender „Player“ in der Weltraumforschung
Aschbachers Ausführungen über Aktivitäten, Pläne und Ziele der Europäischen Weltraumorganisation trugen nicht zu Unrecht den Titel „Europa und der Weltraum: Auf der Überholspur“. Denn seit der Gründung der ESA im Jahr 1975 hat sich diese zu einem bedeutenden internationalen, eigenständigen „Player“ in der Weltraumforschung gemausert. Die ESA zählt heute 22 Mitgliedsstaaten, hat knapp 6.000 Mitarbeiter und verfügt über ein Jahresbudget von rund 7,1 Milliarden Euro. Ein „für Europa stattliches Budget, auch wenn es im Vergleich nur etwa einem Sechstel der jährlichen Weltraum-Ausgaben der US-amerikanischen Weltraumbehörden NASA entspricht.“ Zu den größten Beitragszahlern der ESA gehören Deutschland und Frankreich. Österreichs Beitrag sei da „relativ moderat“ und könnte – so Aschbachers kleine Botschaft an die heimische Politik – eigentlich deutlich höher sein. Nach dem „Return-Prinzip“ fließe quasi jeder Beitrags-Euro ins Land zurück, wenn etwa heimische Unternehmen mit erforschter Weltraumtechnologie wieder neue Produkte herstellt. Der österreichische Weltraumindustrie zähle in einigen Segmenten sogar zur Weltspitze.
Weltweit führend ist die ESA vor allem im Bereich der Erdbeobachtung (hier zeigt Österreich sein größtes finanzielles Engagement). Praktisch rund um die Uhr liefern die Satelliten im Copernicus-Programm wichtige Daten für den Überblick etwa zur Klimaentwicklung, zum Gletscherschwund, für die Landwirtschaft oder zu Katastrophen wie Hochwasser sowie zu „sicherheitsrelevanten“ Ereignissen wie aktuell im Ukraine-Krieg. Mit Stolz berichtete der ESA-Chef die Beteiligung am größten Weltraum-Projekt jüngster Zeit, dem James-Webb-Weltraumteleskop. Dieses wurde Ende des vergangenen Jahres mit der „Ariane 5-Rakete“ der ESA ins All geschossen. Aschbacher: „Der Einschuss erfolgte so präzise, dass wir keinen Treibstoff mehr brauchen, um die Position zu korrigieren – damit erhöht sich die Lebensdauer des Teleskops um 10 Jahre.“ Eine tolle Auszeichnung für die Europäer bei dieser Projekt-Kooperation mit den Amerikanern.
Mit dabei ist die ESA auch beim „Artemis-Programm“ der NASA, dessen Ziel es ist, die bemannte Raumfahrt samt Landung auf dem Mond wieder regelmäßig aufzunehmen. Für das in Entwicklung befindliche Orion-Raumschiff baut die ESA etwa das „europäische Servicemodul“ (ESM). Einen ersten unbemannten Testflug, noch ohne Landung auf dem Mond, soll es laut Aschbacher schon heuer geben. Die ganze Unternehmung sei in Hinblick auf eine künftige Rohstoffgewinnung am Mond sehr interessant.
Treibende Kraft im Weltraum
Künstliche Intelligenz, die Anwendung von Quantencomputern zur Erstellung eines digitalen Zwillings der Erde („Rechenleistung kommt künftig auch aus dem All“) oder der laufende Ausbau geostationärer Telekommunikation-Einrichtungen sind nur einige der Bereiche, in denen die ESA erfolgreich unterwegs ist. Dazu gehört auch die Auswahl künftiger ESA-Astronauten. „Ich werde bald aus gut 23.000 Bewerbungen vier bis sechs Kandidaten auswählen“, verwies Aschbacher – der einst als Student der Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck über die damaligen „Weltraum-Sommerschule“ in Alpbach seinen beruflichen Einstieg in die ESA gefunden hat – auf das riesige Interesse an solch einem Job. Auf der Agenda 2025 des ESA-Generaldirektors stehen weiters Dinge wie Europa in Sachen Raumfahrt noch stärker aufzustellen („um weiter die treibende Kraft im Weltraum zu sein“), vor allem müsse dazu der kommerzielle Sektor stärker ausgebaut werden. Was Akteure in der privaten Raumfahrt wie etwa ein Elon Musk hier zeigen, sei dabei durchaus Ansporn und Vorbild.
Eine der vielen Fragen aus der Zuhörerschaft, ob es denn auch schon ESA-Projekte für eine bemannte Mission zum Mars gebe, musste Aschbacher verneinen: „Ein konkretes Projekt dafür gibt es bisher nirgendwo, aber sehr viele Ideen.“ Den Plan zum Bau einer eigenen Raumstation hingegen, den vier amerikanische Firmen verfolgen, hält Aschbacher dafür realistischer: eine auch als „Touristenhotel“ nutzbare Station könnte im nächsten Jahrzehnt durchaus Wirklichkeit sein. Und Europa sollte angesichts dieser Entwicklung darüber diskutieren, ob „wir uns künftig in privaten Raumstationen für unsere Forschungsarbeit einmieten wollen oder nicht doch vielleicht ein eigens Haus im All bauen sollten.“
Mehr Infos zur ESA: www.esa.int/austria
Mit dabei beim „Weltraum-Ausflug“ waren: Club Tirol-Vizepräsidentin Renate Danler (Renate Danler Consulting), die Vorstandsmitglieder Peter Kunz (Kunz Wallentin RAE), Martina Scheiber (HR-SCOPE) und Charlotte Sengthaler (e&k public relations, Spa Ceylon), Johannes Ortner (ehem. Direktor der Austrian Space Agency), Sigrid Neureiter (Dr. Neureiter-PR), Dominik Schrott (Asfinag), Wolfgang Farbmacher (Momentum digital), Andreas Greilhuber (Fra Mauro Holding) Sarah Koidl (Bundeskanzleramt) Cornelia Pichler (bank99 AG) Harald Preyer (Hosting the Future), Anke Reisch (Reisch RAE), Daniel Schiferer (ÖBB Infrastruktur) Sabine Volgger (clavis Kommunikationsberatung) Gerhard Walter, Theresa Wolf (Destination Wattens Regionalentwicklung) Franz Allerberger, Christian Wieser (Rechnungshof) uvm.
Über den Club Tirol:
Rund 40.000 TirolerInnen leben in Wien und Umgebung. Seit nun mehr als dreizehn Jahren bietet ihnen der CLUB TIROL ein politisch unabhängiges Business-Netzwerk. Jährlich veranstaltet der CLUB TIROL für seine mittlerweile rund 600 Mitglieder zahlreiche Veranstaltungen zu Themen aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Aktueller Vorstand des CLUB TIROL ist Präsident Julian Hadschieff, Vorstandsvorsitzender PremiQaMed Group und Humanocare-Eigentümer, Vizepräsidentin Unternehmensberaterin Renate Danler – Renate Danler Consulting, Peter Kunz – Kunz Wallentin RAE GmbH, Barbara Kolm – Vizepräsidentin der Österr. Nationalbank, Präsidentin des Hayek-Instituts und Direktorin des Austria Economics Center, Kommunikations-Beraterin Charlotte Sengthaler, Stefan Kirchebner – Militärischer Berater im Verteidigungsministerium, Personalberaterin Martina Scheiber HR-SCOPE, Key Account Manager bei café+co und Organisator der Wirtschaftswanderung Herbert Rieser und Martin Trenkwalder, Austrosoft Weiss Datenverarbeitung GmbH und Vertreter der Young Leaders.
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