Bei ihrer Fachtagung machte die ISPA den Gigabit Infrastructure Act (GIA) und seine Bedeutung für die Telekommunikationsbranche in Österreich zum Thema.
Wien (OTS) – Unter dem Titel „Gamechanger für die Glasfaser? Was der Gigabit Infrastructure Act (GIA) für die Telekommunikationsbranche in Österreich bedeutet“ diskutierten Experten aus dem In- und Ausland über das Potenzial des GIA für den Glasfaser-Ausbau und was in der Umsetzung nötig ist, um es voll auszuschöpfen.
„Der Glasfaserausbau könnte schneller vorangehen“, sagte Stefan Ebenberger, Generalsekretär der ISPA. „Hier stellt der GIA eine Chance dar. Vor allem die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle im Sinne eines One-Stop-Shops, über den sämtliche Genehmigungen digital eingeholt werden können, wäre eine massive Erleichterung für die Branche und würde den Ausbau deutlich beschleunigen. Ebenso sollte man die Möglichkeit des GIA nutzen, das Prinzip der stillschweigenden Genehmigung von Anträgen für den Netzausbau festzuschreiben.“
Wie Behörden an die Umsetzung des GIA herangehen
In seiner Keynote sprach Wolfgang Feiel von der Regulierungsbehörde RTR über die Chancen des GIA, warnte aber auch vor überhöhten Hoffnungen. Er sei aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sehr weit gefasst und baue daher vor allem auf bestehenden Rechtsrahmen auf. „Es handelt sich beim GIA eher um eine Evolution als eine Revolution“, fasste er zusammen.
Daran anschließend diskutierte er gemeinsam mit Klaus Parrer aus dem Finanzministerium sowie Florian Parnigoni von spusu über die Herausforderungen und Chancen für die Verwaltung in Österreich. Es zeigt sich, dass die Umsetzung der EU-Verordnung die Gelegenheit bietet, viele Vereinfachungen zusammenzudenken und umzusetzen. Eine Herausforderung wird die Harmonisierung von Vorschriften und Verfahren zwischen Bundes- und Länderebenen.
Der Blick über europäische Grenzen hinweg: Open Access und praktische Lösungen
In der zweiten Keynote ging es um Best-Practice-Beispiele aus Europa zum Glasfaserausbau. Hierzu war eigens Sven Knapp, vom deutschen Bundesverband Breitbandkommunikation BREKO aus Berlin angereist. Er führte aus, dass Open Access die Basis für einen schnellen Glasfaserausbau, eine hohe Netzauslastung und attraktive Endkundenprodukte ist. Mit seiner Open-Access-Definition hat BREKO in Deutschland klare Kriterien gesetzt, die die Interessen der Glasfaser ausbauenden Unternehmen und der Vorleistungsnachfrager gleichermaßen berücksichtigen. Und er sagte: „Wer jetzt noch ernsthaft behauptet, Open-Access-Geschäftsmodelle im Glasfaserausbau scheiterten an fehlenden technischen Schnittstellen, der will entweder als Anbieter seine Netze nicht öffnen, oder sich als Nachfrager nicht auf anderen Netzen einkaufen.“
Anschließend ging es intensiv um praktische Umsetzungsbeispiele. Philipp Machač von tirolnet sprach darüber, dass Breitbandausbau im ländlichen Raum in der Praxis vor allem dann gut funktioniert, wenn alle Stakeholder eng zusammenarbeiten. Der Bürgermeister von Ziersdorf, Stefan Schröter, berichtete vom Pilotprojekt der Gemeinde und wie schwierig es zum Teil ist, die kritischen Schwellen für die Nachfrage zu erreichen. Fjodor Gütermann vom Breitbandbüro ergänzte diese Perspektiven um weitere Erfahrungen aus ganz Österreich und eine Einschätzung der weiteren Entwicklung.
Die 1. Vizepräsidentin der ISPA, Natalie Ségur-Cabanac schloss das ISPA-Forum mit der Feststellung, dass der GIA wohl noch nicht das Allheilmittel für den Glasfaserausbau ist: „Fest steht, dass unsere Branche schon seit langer Zeit Gamechanger ist und Innovation und Transformation vorantreibt. Dafür bildet ein starker Wettbewerb den Rahmen. Nicht nur die großen Player sind dabei wichtige Spielteilnehmer, sondern insbesondere auch kleine, lokale Anbieter gewährleisten hier ein faires Spiel – sie sind die ‚local heroes‘ des Glasfaserausbaus.“ Für die Zukunft sieht sie vor allem konstruktive Zusammenarbeit als wichtiges Element: „Die Komplexität des Ausbaus und seiner Herausforderungen fordert alle Akteure, von Gemeinden bis hin zu den Anbietern. Hier kann ein stärkeres Miteinander der Lösungsansatz sein.“
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