Wien (OTS) – Gemeinsam mit der Aktion Generationengerechtigkeit lud die DenkWerkstatt St. Lambrecht zu einer umfassenden Diskussion über das heimische Pensionssystem. Mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wurden die großen Herausforderungen besprochen und Lösungsansätze aufgezeigt.
Am Dienstag fand im Haus der Industrie die Veranstaltung „DenkForum №2“ statt, die die Zukunft der Alterssicherung in Österreich in den Fokus rückte. Die DenkWerkstatt St. Lambrecht versammelte in Zusammenarbeit mit der Aktion Generationengerechtigkeit herausragende Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, um die drängenden Herausforderungen unseres Pensionssystems zu erörtern und Lösungsansätze zu präsentieren.
Denn neben der hohen Pensionsbelastungsquote – im Jahresdurchschnitt 2022 entfielen gemäß einer aktuellen Statistik der österreichischen Sozialversicherung auf 1.000 Pensionsversicherte 576 Pensionen – gehören vor allem das nach wie vor extrem niedrige Durchschnittsalter bei Pensionsneuzugängen – 60,6 Jahre statt des gesetzlichen Pensionsalters von 65 Jahren – zu den wesentlichsten Herausforderungen des sozialen Pensionssystems in Österreich. Dazu kommt eine steigende Teilzeitquote bei den Beschäftigungsverhältnissen, die dazu führt, dass Beiträge für die Sozialversicherung wegfallen. Aus diesen Gründen wird der Bundeszuschuss zu den Pensionen – ohne Beamtenpensionen – von 2023 auf 2024 von 10 auf 14,1 Milliarden Euro steigen.
Die Agenda dieses Forums versprach eine tiefgreifende Analyse, die von internationalen Vergleichen bis hin zu nachhaltigen Optionen für die Alterssicherung reichten. Das Programm bot eine Mischung aus Vorträgen und Diskussionen, die dazu dienten, verschiedene Perspektiven zu beleuchten und konstruktive Debatten anzuregen.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal, wissenschaftlicher Leiter der DenkWerkstatt St.Lambrecht, zeigte vorweg ein wenig positives Bild mit Blick über die Landesgrenzen: „Das österreichische Pensionssystem ist im internationalen Vergleich dringend reformbedürftig. Im Sinne einer echten Generationengerechtigkeit bedarf es einer spürbaren und nachhaltigen Neupositionierung.
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Im Anschluss sprach Hon.-Prof. Dr. Walter Pöltner, ehem. Vorsitzender der Alterssicherungskommission und Mitglied der Aktion Generationengerechtigkeit, über Handlungsansätze des wichtigen Pensionsmonitorings: „Monitoring heißt für mich nicht nur Beobachtung, sondern auch Beachtung. Also welche Schlüsse ziehe ich und was ist zu tun. In Österreich wird der Demographische Wandel zwar beobachtet, aber nicht beachtet: Es gibt daher kein funktionierendes Monitoring.
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Univ.-Prof. Dr. Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien, sprach schließlich über sehr konkrete Lösungen, um das Pensionssystem auf nachhaltige Beine zu stellen. Angefangen bei den richtigen Anreizen, über die Arbeitsmarktpolitik bis hin zum Pensionsantrittsalter: „Das Pensionsantrittsalter ist eine zentrale Stellschraube, um finanziellen Druck aus dem System zu nehmen. Zuerst muss es darum gehen, dass die in Österreich vergleichsweise weite Schere zwischen dem tatsächlichen und dem gesetzlichen Pensionsalter kleiner wird. Ab Mitte des nächsten Jahrzehnts sollte man das Regelpensionsalter dann an die Entwicklung der Lebenserwartung koppeln, wie das einige Länder in Europa bereits jetzt schon praktizieren.
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Die Initiatoren der Veranstaltung, Prof. Dr. Johannes M. Martinek, Präsident der DenkWerkstatt St. Lambrecht und Dipl.-Ing. Georg Feith, Obmann der Aktion Generationengerechtigkeit ziehen ein positives Fazit und sehen den Ball bei der Politik: „Wir bedanken uns bei den namhaften Expertinnen und Experten, die heute ihre Sicht auf das österreichische Pensionssystems dargelegt haben. Eines ist sicher: es gibt großen Handlungsbedarf. Die Politik darf nicht länger die Augen vor dem österreichischen Pensionsproblem verschließen. Alle Parteien sind dazu aufgerufen für unsere Kinder, im Sinne der Generationengerechtigkeit, ein nachhaltiges Pensionssystem zu schaffen. Die Lösungen dazu liegen auf dem Tisch.
“ Dabei sollte vor allem die im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pensionen und Konsumentenschutz angesiedelte Alterssicherungskommission, die mit Mag. Christine Mayerhuber nun eine neue Vorsitzende hat, mehr Gehör in der Politik finden.
„Ich hoffe sehr, dass die Expertise dieses Gremiums von den politischen Verantwortungsträgern gehört und ihre Vorschläge umgesetzt werden
“, betont Prof. Dr. Johannes M. Martinek.
Die Aktion Generationengerechtigkeit und die DenkWerkstatt St. Lambrecht appellieren daher, rasch folgende Punkte umzusetzen, um unser Pensionssystem nachhaltig zu machen und auf solide Beine zu stellen:
Rücksichtnahme auf steigende Lebenserwartung
- Beginn der Korridorpension mit 63 statt mit 62 – damit würde es auch Unternehmen nicht so leichtgemacht, Arbeitnehmer mit leichtem Zwang vorzeitig in Pension zu schicken.
- Automatische Anpassung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung
Arbeitsmarkt und Gesundheitsvorsorge reformieren
- Modernisierung der Arbeitsmarktpolitik unter Einbeziehung von besserer Prävention, Ausbau der Gesundheitsvorsorge und Reform der Arbeitsmarktmedizin
- Zurückdrängung der Invaliditätspension durch präventive Maßnahmen bei der Gesundheitsvorsorge und Einführung von Überprüfungsinstrumenten
Anreize in Form von Zu- bzw. Abschlägen setzen
- Keine Abweichung bei den Pensionserhöhungen vom gesetzlich vorgegebenen Anpassungsfaktor
- Erhöhung der Zuschläge bei späterem Pensionsantritt
Miteinbeziehung und Attraktivierung weiterer Vorsorgemöglichkeiten
- Stärkung der zweiten und dritten Säule zur besseren Verteilung der Pensionslast
Neugestaltung der Alterssicherungskommission
- Wirkungsvollere Rechtsgrundlagen für die Alterssicherungskommission
Über DenkWerkstatt St. Lambrecht
Die Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge – DenkWerkstatt St. Lambrecht – ist eine interdisziplinäre und neutrale Plattform für alle Fragen der Zukunftssicherung und Altersvorsorge in Österreich.
http://www.denkwerkstatt.stlambrecht.org
Über Aktion Generationengerechtigkeit
Die Aktion Generationengerechtigkeit ist ein Verein, der sich für ein nachhaltiges, gerechtes und vor allem gesichertes Pensionssystem einsetzt.
http://www.gerechte-pensionen.at/
Rückfragen & Kontakt:
Prof. Dr. Johannes M. Martinek
E-Mail: j.martinek@denkwerkstatt-stlambrecht.org
Telefon: 0664/3145509
Generalsekretärin Dr. Ingrid Nemec
E-Mail: ingrid_nemec@outlook.com
Telefon: 0664/3083417