Das ICE CAMP am Kitzsteinhorn – Künstler Max Seibald im Interview
Kaprun (OTS) – Auf einem Sonnenplateau 2.600 Meter über dem Meeresspiegel zieren drei Iglus mit einer Höhe von je sieben und einem Durchmesser von je 12 Metern das winterliche Landschaftsbild am Kitzsteinhorn. Im Inneren verbirgt sich ein fantasievolles Kunstwerk, das alle Sinne anspricht: Eis- und Schneeskulpturen, Lichtinstallationen und Klänge erzählen eine Geschichte, die den Zeitgeist trifft und zu mehr Achtsamkeit auffordert.
2024 geht das ICE CAMP in die 17. Auflage. Für Konzept und Gestaltung zeichnet seit jeher maßgeblich Künstler und Bildhauer Max Seibald verantwortlich. Im Interview erzählt er über sich, die Geburtsstunde des ICE CAMP und den Schaffensprozess hinter einem der außergewöhnlichsten Kunstwerke im Alpenraum.
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Herr Seibald, erzählen Sie bitte kurz von sich. Wo liegen Ihre Wurzeln? Warum beschlossen Sie, Künstler zu werden und wo stehen Sie heute?
Meine Wurzeln sind in der Nähe des Großglockners, das Leben mit der Natur hat meine Wahrnehmung maßgeblich geprägt. Bereits im Volksschulalter entstanden meine ersten figürlichen Arbeiten aus Holz, aber es sollte noch ein langer Weg sein zum Künstler. Nach meiner Tischlerlehre absolvierte ich eine Ausbildung zum Steinbildhauer und studierte an der Akademie für bildende Künste in Wien und in Venedig. Künstler zu werden ist kein Entschluss, den man fällt, sondern kontinuierliches Tun.
2007 feierte das Kitzsteinhorn ICE CAMP Premiere. Wie kam es dazu, dieses Projekt ins Leben zu rufen? Welche Idee steckte dahinter? Warum Iglus?
Das Projekt ICE CAMP ursprünglich initiiert haben die beiden Pinzgauer Andy Tremschnig und Chris Geissler, ich wurde dann als Künstler kooptiert. Schon immer konzipieren wir also jedes ICE CAMP in einem gemeinsamen Prozess. Die Idee war damals, weg von elitären Räumen und näher zu den Menschen gehen – viele haben ja gar keine Gelegenheit, ein Museum oder eine Galerie zu besuchen.
Auch die gute Sichtbarkeit ist wesentlich, wenn man ein Thema möglichst breit gefächert transportieren will. Die Zahl von 60.000 ICE CAMP Besuchern letztes Jahr spricht für sich.
Unter „Iglu“ versteht man eher eine Behausung der Inuit – „Ice Camp“ als Überbegriff trifft die Sache besser. Letztlich besteht der Grundriss aus einer verdichteten Anordnung von Kuppelbauten, deren statische Eignung in vielen Kulturen Anwendung findet. In diesem Fall bilden die Kuppeln einen Kunst- und Schauraum auf 2.600 Metern, in dem Besucher überrascht und hoffentlich auch inspiriert werden.
2024 steht das ICE CAMP unter dem Motto „Recharge your Energy“. Erläutern Sie bitte an diesem Beispiel den Prozess hinter der thematischen Konzeption des Gesamtkunstwerks. Wie kommt die Geschichte zustande, die es erzählt?
Die Themen für meine Eisprojekte sind oft naheliegend, aber medial noch nicht en vogue. Nehmen wir zum Beispiel das Thema „Anthropozän“ im Jahr 2018. Bis dahin wurde es nur in wissenschaftlichen Foren diskutiert, in breiteren medialen Foren schien es bis vor Kurzem wenig interessant und berichtenswert.
Die Idee zur Tankstelle war wieder naheliegend, schließlich ist Energie unser ständiger Begleiter. Die Frage nach neuen Energieträgern und einer möglichst unabhängigen Verfügbarkeit richtet sich verstärkt an politische Instanzen, innovative Lösungen werden gesucht. Der Blick in die Zukunft fordert eine umweltbewusste Lebenspraxis und den besseren Umgang mit den noch verfügbaren Ressourcen, auch mit den persönlichen. Wir müssen auftanken, in jeder Hinsicht, die Batterien neu laden. Besonders gut gelingt das bekanntermaßen in der Natur, gerade die Berge bieten die Möglichkeit, Dinge aus anderer Perspektive zu betrachten. Neue Blickwinkel eröffnet auch die Kunst, ihre Wirkung auf unser Seelenleben ist erwiesenermaßen nicht zu unterschätzen.
Haben die Lichtinstallationen und Klänge Unterhaltungscharakter, oder sind sie bewusster Teil des Kunstwerks und falls Letzteres, inwiefern?
Für Unterhaltung bin ich eher nicht zuständig. Bei meinen Projekten gibt es immer einen Zusammenhang zwischen den inszenierten Materialen und Professionen. Es wurden auch immer wieder eigene akustische Elemente komponiert bzw. kurze Videos für Projektionen produziert. Die LED-Licht-Installation akzentuiert die Form und schafft den nötigen Kontrast zur architektonischen Hülle. Also: Die Licht- und Klanginstallationen in meinen Arbeiten sind niemals reine Untermalung zur guten Unterhaltung, sondern stets integraler Bestandteil des Kunstwerks.
Welche Rolle spielt der gewählte Standort für das ICE CAMP – ein natürliches Sonnenplateau auf 2.600 Metern am Kitzsteinhorn? Wie trägt er zur Wirkung des Kunstwerks bei?
Die Höhenlage des Standorts bietet aufgrund der klimatischen und infrastrukturellen Situation überhaupt erst die Möglichkeit, ein solches Projekt zu realisieren. Für mich ist es naheliegend, die Materie dort einzusetzen, wo sie am günstigsten verfügbar ist. Also arbeite ich im ICE CAMP am Kitzsteinhorn mit Eis und Schnee, mit dem dort verfügbaren Material, das direkt aus der Natur kommt und wieder direkt in die Natur zurückgeht. Es muss nicht immer alles aufwändig im Museum konserviert werden, wenn die Natur hier eine andere Möglichkeit bietet – noch dazu rückstandsfrei.
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Wenn die Temperaturen im Frühjahr steigen, holt sich die Natur die geliehenen Baustoffe Eis und Schnee zurück. Bis etwa Mitte April lässt sich das ICE CAMP also besuchen und erleben. Für Skifahrer und Snowboarder ist es einfach über die Pisten erreichbar, für Winterwanderer über den ausgeschilderten „ICE CAMP Trail“ mit Start beim Alpincenter auf 2.450 Metern (Gehzeit ca. 30 Min.). Mittwochs begleitet ein Bergführer Schneeschuhwanderer über den Trail hinauf zum Kunstwerk. Vor den Iglus lädt das „ICE CAMP Sonnendeck“ mit Bar, Sonnenliegen und Loungemusik zum Entspannen ein. Samstags von 2.3.–13.4. findet hier die Eventreihe „ICE CAMP Sounds“ mit Live-DJs statt. Details unter kitzsteinhorn.at
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Gletscherbahnen Kaprun AG
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