Seinem Jahresschwerpunkt „Routen“ folgend, widmet sich das Möbelmuseum Wien Möbelstücken, Designer:innen und Design- Objekten auf ihren jeweiligen Routen rund um den Globus. Einen gemeinsamen Nenner haben sie alle – ein neues Zuhause im Möbelmuseum Wien. Den Auftakt des Jahresschwerpunkts 2025 machte die Objektschau „Japanisches Porzellan am Kaiserhof in Wien“, gefolgt von der neuen Sonderausstellung „Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940“.
Am 8.4.2025 feierten zahlreiche Gäste die Eröffnung der Sonderausstellung „Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940“ im Möbelmuseum Wien. Kuratiert von Eva. B. Ottillinger (Stv. Leiterin der Abteilung Historische Sammlungen, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus), rückt die Ausstellung anlässlich des 140. Geburtstags des Architekten Josef Frank (1885–1967) und des 100-jährigen Jubiläums der Gründung des Wiener Einrichtungsunternehmens „Haus & Garten“, Möbel der 1920er und 1930er Jahre in den Fokus.
Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940
Die neuen Möbel aus Österreich zeichneten sich durch gestalterische Vielfalt, Komfort und hohe handwerkliche Qualität aus. Das österreichische Möbeldesign der Zwischenkriegszeit unterschied sich damit wesentlich vom typischen Designkonzept des Bauhauses und von der luxuriösen Formenwelt des französischen Art déco.
Durch Ankäufe und Schenkungen wurden Möbel der Zwischenkriegszeit zu einem Schwerpunkt der Sammlung. Die von Ernst A. Plischke gestaltete Wohnung von Lucie Rie gehört zu den Highlights des Museums. Erstmals präsentiert werden kann eine komplette Wohnungseinrichtung von Josef Frank, die 1932 von der Firma „Haus & Garten“ hergestellt wurde.
Darüber hinaus werden vollständige Ensembles der österreichischen Architekten Felix Augenfeld, Herbert Eichholzer, Henry P. Glass (Heinrich Glaß), Walter Loos, Ernst A. Plischke, Otto Prutscher und Robert Sheldon (Robert Schläfrig) vorgestellt.
Frauen hatten nicht nur als Auftraggeberinnen, sondern auch als Mitarbeiterinnen wesentlichen Anteil an der Gestaltung und am Erfolg des modernen Wohnambientes in Österreich. Hervorzuheben sind die Architektinnen Rosl (Rosa) Weiser im Büro von Josef Frank in Wien und Anna Lülja Simidoff (später: Praun) im Büro von Herbert Eichholzer in Graz.
Die Möbel erzählen auch von der politischen Realität der Zwischenkriegszeit: Architekten und Auftraggeber:innen waren von Verfolgung und Vertreibung durch das NS-Regime betroffen. Mehrere Wohnungseinrichtungen haben weite Reisen hinter sich gebracht.
Zur Ausstellung erscheint eine gleichnamige Begleitpublikation im Böhlau Verlag.
Kuratierung: Dr. Eva B. Ottillinger, Stv. Leiterin Abt. für Historische Sammlungen, Sektion VII kulturelles Erbe, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus
Ausstellungsgestaltung: Mag. Robert Rüf
Ausstellungsgrafik: Mag. Larissa Cerny
ZITAT-BOX
Klaus Panholzer (Geschäftsführer Schönbrunn Group): „In seiner neuen Sonderausstellung richtet das Möbelmuseum Wien die Aufmerksamkeit auf Möbel und Design aus der Zeit von 1920 bis 1940. Auch der 140. Geburtstag des Architekten Josef Frank und das 100-jährige Bestehen des von Frank und seinem Freund Oskar Walch gegründete Wiener Einrichtungshauses „Haus&Garten“ würdigen wir in der Ausstellung. Josef Frank war ein Visionär, seine Philiosphie und sein Design haben auch heute noch viele Anhänger
“.
Alexander Palma (Leiter Sektion VII kulturelles Erbe, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus): „Die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Bundesmobilienverwaltung und dem Möbelmuseum Wien setzt seit Jahren bedeutende Maßstäbe beim Erhalt und der Präsentation historischer Mobilien unter anderem aus der Zeit des Barocks, des Empires und des Biedermeiers. Dieses Jahr widmet sich die Sonderausstellung herausragenden österreichischen Möbelentwürfen der Zwischenkriegszeit. Nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 ging Wien im Möbeldesign seinen eigenen Weg. Vor allem Josef Frank prägte diese Zeit, die auf elegantes Design und lokale Handwerkstradition setzte. Bequemlichkeit hatte Vorrang vor Repräsentation
.“
Anja Hasenlechner (Leiterin Abteilung Historische Sammlungen, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus): “Zwanzig Jahre liegen zwischen 1918 und 1938: Für Wien, das plötzlich nicht mehr Hauptstadt eines Kaiserreichs war, aber im Zentrum Europas ein Anziehungspunkt für Intellektuelle blieb, war diese Zeit – trotz politischer Krisen – kulturell fruchtbar. Zum Stammpublikum der Wiener Kaffeehäuser gehörten Schriftsteller wie Karl Kraus oder Stefan Zweig, ebenso wie Vertreter der bildenden Kunst wie Oskar Kokokschka. In Kunst, Tanz, Literatur, Journalismus und Theater stand man mit Berlin in einem beflügelnden Konkurrenzverhältnis. In dieser Zeit wurden in Wien Möbel entworfen und Wohnungen eingerichtet, in denen Funktionalität und Bequemlichkeit vor Repräsentation standen und denen das internationale Design bis heute wichtige Impulse verdankt
”.
Eva B. Ottillinger (stv. Leiterin Abteilung Historische Sammlungen, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus): “Das österreichische Möbeldesign der Zwischenkriegszeit überrascht durch die große Vielfalt an Möbelformen und Möbeltypen. Prägende Gestaltungselemente waren Leichtigkeit und Eleganz, Komfort und Gemütlichkeit. Die Wohnungseinrichtungen der 1920er- und 1930er-Jahre waren „Hygge“, lange bevor der Begriff in Mode kam. Es verwundert daher nicht, dass die Zimmereinrichtungen der Ausstellung in den Auftraggeber-Familien über viele Jahrzehnte in Gebrauch waren
”.
Petra Reiner (Leiterin Möbelmuseum Wien): „Im Rahmen unseres Jahresschwerpunkts Routen eröffnen wir sehr persönliche Perspektiven auf Design und Möbelgeschichte und schaffen eine starke Verbindung zwischen der Dauer- und Sonderausstellung. Dabei folgen wir Designer:innen und Auftraggeber:innen sowie Möbelstücken und Designobjekten rund um den Globus – bis sie schließlich im Möbelmuseum Wien ihr Zuhause gefunden haben. Den Auftakt bildete die Objektschau Japanisches Porzellan am Kaiserhof in Wien, gefolgt von der aktuellen Sonderausstellung, die sich den innovativen Möbelentwürfen der Zwischenkriegszeit widmet und die Arbeiten von Josef Frank und seinen Zeitgenoss:innen in den Mittelpunkt stellt. Besonders freut es uns, dass einige Ausstellungsobjekte erstmals für das Publikum zugänglich sind“.
Ausstellungsort:
Möbelmuseum Wien
Andreasgasse 7, 1070 Wien
www.moebelmuseumwien.at
Eintritt:
Erwachsene Ꞓ 18,00 / Studierende (19–25 Jahre) Ꞓ 16,00 / Senior:innen (60+) Ꞓ 16,00 / Kinder (6–18 Jahre) Ꞓ 11. Aufpreis Führung: Erwachsene Ꞓ 4,00; Kinder (6–18 Jahre) Ꞓ 2,00. Tickets auch online unter www.imperialtickets.com erwerbbar. Der Besuch der Sonderausstellung ist im Umfang der Jahreskarte inkludiert. Die Jahreskarte ist an der Kassa im Möbelmuseum erhältlich. Kosten: Ꞓ 39.
(Gültigkeit 1. April 2025-26.März 2026)
Nähere Informationen und Reservierung sowie Anreisemöglichkeiten unter +43 1 524 33 57, info@moebelmuseumwien.at und www.moebelmuseumwien.at