Mit einem „Diskurs außer Dienst“ der ehemaligen Bundesminister Elisabeth Köstinger und Gernot Blümel mit dem amtierenden Staatssekretär Alexander Pröll und der traditionellen Weißwurst-Party des ÖCV-Wirtschaftsclubs starteten gestern die 9. Millstätter Wirtschaftsgespräche. 40 hochkarätige Referentinnen und Referenten gehen bis Samstag der Frage nach, wie wir unsere Verantwortungskultur in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angesichts gestiegener Ansprüche an den Staat und einer rezessiven wirtschaftlichen Entwicklung weiterentwickeln müssen. Ehrengast Staatssekretär Alexander Pröll begrüßte die Themensetzung der Millstätter Wirtschaftsgespräche: „Verantwortung zu übernehmen heißt, nicht zuzusehen, sondern zu handeln. Gerade in herausfordernden Zeiten ist es entscheidend, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen. Verantwortung für unseren Wirtschaftsstandort lässt sich nicht delegieren – wir alle sind gefordert, aktiv einen Beitrag zu leisten, um Stabilität zu sichern und Zukunft zu gestalten.“
Verantwortung muss sich auszahlen
Bei der heutigen Eröffnung der Millstätter Wirtschaftsgespräche sagte Kärntens Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig: „Das Übernehmen von Verantwortung ist vielleicht nicht populär, aber erfolgsentscheidend. Es muss sich auszahlen, in Beruf und Gesellschaft mehr Verantwortung zu tragen.“
Schuschnig verwies dabei auch auf den hohen Stellenwert des Ehrenamts in Kärnten.
Mehr Verantwortung für Wirtschaft und Sicherheit gefragt
Wie wir in Europa Verantwortung für den Standorterfolg in einer neuen Wirtschaftsordnung übernehmen müssen, erläuterte der ehemalige deutsche Bundesminister und Präsident der Asienbrücke Andreas Scheuer in seiner Keynote bei den Millstätter Wirtschaftsgesprächen: „Wir müssen die Stärken des Standorts Europa weiterentwickeln und unsere Exportmärkte diversifizieren, statt uns mit Bürokratie zu blockieren. Europa kann mehr, als viele glauben – wenn wir gemeinsam mehr Verantwortung für Wirtschaft und Sicherheit übernehmen.“
Auch IV-Generalsekretär Christoph Neumayer plädierte für mehr Eigenverantwortung: „Wir müssen uns wieder den Zukunftsfragen widmen und zu einem gesunden Maß an Eigenverantwortung zurückfinden. In den vergangenen Jahren haben Ausnahmesituationen den Ruf nach dem Staat notwendig gemacht. Die Vollkaskomentalität darf aber keinesfalls zum Normalzustand werden – gerade angesichts der enormen Herausforderungen vor denen wir wirtschaftlich und sicherheitspolitisch stehen.“
und Matthias Strolz steckt ab, wo die unternehmerische Freiheit endet „Gesellschaftliche Verantwortung beginnt genau dort: Wo wir als Unternehmerinnen und Unternehmer erkennen, dass wir Mitgestalter eines größeren Ganzen sind. Nicht nur Wertschöpfung betreiben, sondern auch Sinn stiften, Räume ermöglichen, Ressourcen achtsam nutzen. Freiheit und Verantwortung sind wie siamesische Zwillinge – sie können sich nur miteinander gut bewegen. Freiheit ohne Verantwortung wird zur Beliebigkeit – Verantwortung ohne Freiheit zur Last. Es braucht beides – in Balance.“
Wettbewerb schützt uns vor zu hohen Kosten
Natalie Harsdorf, Generaldirektorin der Bundeswettbewerbsbehörde, betonte in ihrer Keynote die Bedeutung von fairem Wettbewerb für den Standorterfolg: „Als Bundeswettbewerbsbehörde nehmen wir unsere Verantwortung wahr, Marktteilnehmer und Konsumenten vor zu wenig Wettbewerb zu schützen. Denn zu wenig Wettbewerb bedeutet immer zu hohe Kosten für den Standort, die wir gerade jetzt vermeiden müssen.“
Verantwortung in der Führung besser klären
Matthias Ehrhardt, Gründer und Geschäftsführer des Autoris Leadership Instituts (Boston/München) setzt sich in seinem Beitrag mit der praktischen Verantwortung von Führungskräften für Leadership auseinander: „Wir müssen besser klären, was Verantwortung in der Führung heißt und wie starke Leaderinnen und Leader durch eine Wirtschaftswelt im Wandel navigieren“
, forderte er.
Wie wirtschaftliche Resilienz und politische Verantwortung zusammenhängen, war Gegenstand der Keynote von Bundeskanzler a.D. und Unternehmer Alfred Gusenbauer. Sein Konzept der „solidarischen Hochleistungsgesellschaft“ stand auch im Fokus der Diskussion mit der ehemaligen Bundesministerin Elisabeth Köstinger. Konkrete unternehmerische Verantwortung für Innovation und Digitalisierung diskutierten am ersten Tag der Millstätter Wirtschaftsgespräche Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Österreich, Sandra Kolleth, ehem. Geschäftsführerin Miele Österreich, Slowenien und Kroatien und Rudolf Schrefl, CEO Drei Österreich mit Georg Krause, Vorstandsvorsitzender msg Plaut AG.
Richtige Balance zwischen Staat und Eigenverantwortung wichtiger denn je
Während sich Nationalratspräsident a.D. Präsident des Campus Tivoli Wolfgang Sobotka mit den Zusammenhängen zwischen Demokratie, Sicherheit und Verantwortung beschäftigte und betont: „Vertrauen ist das Fundament einer freien und gerechten Gesellschaft. Nur wenn der Einzelne dem Staat und seinen Institutionen vertrauen kann, entsteht Raum für Entfaltung, Verantwortung und Wohlstand.“
erläuterte Bundesminister a.D. Martin Kocher die richtige Balance zwischen Eigenverantwortung und Staatseinfluss. Er erklärte dazu: „Wir brauchen mehr denn je den richtigen Mix aus stärkerer Eigenverantwortung und einem leistungsfähigen Staat, der die optimalen Rahmenbedingungen setzt. Die öffentliche Hand kann nicht alle Wünsche erfüllen; sie muss aber die Voraussetzungen für Innovationskraft und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit schaffen.“
Ziele gemeinsam erreichen – nicht gegeneinander
Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Elisabeth Zehetner sprach sich beim Millstatt-Panel über mobilitätspolitische Weichenstellungen dafür aus, wirtschaftliche, soziale und nachhaltige Ziele miteinander zu verwirklichen: „Verantwortung beginnt beim Individuum und reicht bis zur Regierung. In Zeiten des Wandels braucht es ein Miteinander, getragen von nachhaltigem und innovativem Denken. Eine starke Wirtschaft braucht leistbare Energie, Versorgungssicherheit und Preisstabilität“
Im Millstatt-Panel zum Thema „Gesunder Standort – gesunde Wirtschaft“ erklärte SVS-Generaldirektor Alexander Biach: „Die Digitalisierung liefert uns neue Instrumente, damit Menschen besser ihrer Verantwortung für ihre Gesundheit nachkommen können, und unser Gesundheitssystem insgesamt wirksamer und effizienter zu machen. Mehr Gesundheit ist gerade angesichts der Bevölkerungsentwicklung ein wichtiger Faktor für den Standorterfolg.“
Die Millstätter Wirtschaftsgespräche werden am Freitag mit vertiefenden Powertalks fortgesetzt. Das Abschlussprogramm mit Bläserkonzert in der Millstätter Stiftskirche und einer Abendveranstaltung der Netzwerkorganisationen unterstreicht das besondere Profil der Wirtschaftsgespräche – als Ort, an dem ökonomische, gesellschaftliche und politische Fragen ganz bewusst zusammen gedacht werden.
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