Expertinnen leuchteten Problemfelder aus der Praxis von Arbeitsmarkt, Ausbildung und Bürokratie aus – Diskussion auf Einladung von Alles Clara
Wien (OTS) – Wie kann das immer deutlicher sichtbar werdende Spannungsfeld zwischen dem Mangel an Pflegekräften, dem Druck auf pflegende Angehörige und dem allgemeinen Fachkräftemangel gelöst werden? Dieser Frage widmete sich am Dienstag eine hochkarätige Runde bei der Diskussion „(Un-)Vereinbar? Pflege im Mittelpunkt des Arbeitsmarkts“. Die Veranstaltung im Vorfeld des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai thematisierte auf Einladung von Alles Clara und der ERSTE Stiftung in Wien den Fachkräftebedarf und mögliche Lösungen.
Nicole Traxler, Geschäftsführerin der Alles Clara gGmbH, betonte in ihrer Begrüßung: „Das Thema betrifft uns alle – früher oder später im Leben – in unterschiedlichen Rollen. Es braucht hier ein Umdenken und einen Schulterschluss von vielen in der Gesellschaft.“
Eingangs gab Brigitte Juraszovich (stv. Abteilungsleiterin Gesundheitsberufe und Langzeitpflege der Gesundheit Österreich GmbH) einen Einblick in die „Pflegepersonalbedarfsprognose / Update bis 2050“: „Wir sehen bis 2050 einen Ersatzbedarf von 92.100 Pflegepersonen und brauchen zusätzlich mehr als 88.000 Personen bis 2050, um unser jetziges Versorgungsniveau aufrecht zu erhalten. Das bedeutet, dass wir bis dahin jährlich durchschnittlich bis zu 6.200 Pflegepersonen für die Bereiche Krankenhaus und Langzeitpflege ausbilden müssen – und dabei auch mehr Männer in dieses Berufsfeld zu bringen. Wir sollten langfristig unser System weiterentwickeln und gleichzeitig die Gesundheitsförderung für alle Altersgruppen ausbauen.“
ÖGB- Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende Korinna Schumann betonte: „Generell geht es um bessere Arbeitsbedingungen, attraktivere Gehälter, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und mehr Wertschätzung. Frauen tragen die Hauptlast der Pflege als Angehörige und auch im Berufsbereich, das sollte zwischen den Geschlechtern besser verteilt werden. Durch den Anstieg des Pensionsalters der Frauen kommen in den nächsten Jahren zusätzliche Herausforderungen auf uns zu, weil viele Frauen gerade gegen Ende ihres Berufslebens auch als pflegende Angehörige gefordert sind.“
Elisabeth Anselm (Vertreterin der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt, Geschäftsführerin Hilfswerk Österreich), erklärte: „Die Branche hat in den vergangenen Jahrzehnten einen großen Zulauf, auch durch Umsteiger:innen – aber der Bedarf wächst noch stärker! Wir arbeiten laufend daran Hürden aus dem Weg zu räumen, wie etwa die Möglichkeit Pflegemittel selbst zu verordnen. Pflege braucht mehr Zeit und Entlastung von Bürokratie, Digitalisierung ist auch eine Chance dafür.“
Die Leiterin des Gesundheitszentrums der Erste Bank Österreich, Eva Höltl, erklärte: „Viele unserer Beschäftigten im Unternehmen sehen sich plötzlich damit konfrontiert, dass Angehörige Pflege benötigen und wollen eine möglichst ideale Lösung finden. Die Beratung über die App Alles Clara kann gerade zu Beginn eines Pflegeprozesses ortsunabhängig durch punktgenaue Informationen besonders gut unterstützen.“
Nina Haas, Referentin Abteilung für Sozial- und Gesundheitspolitik der WKÖ, erläuterte: „Der Fachkräftebedarf betrifft uns alle und wird steigen, gerade im Gesundheitswesen. Wir müssen den Pflegeberuf attraktiver machen und in der Gesellschaft aufwerten. Darüber hinaus brauchen die Beschäftigten in diesem Berufsfeld mehr Angebote zur Gesundheitsförderung. Und jedenfalls benötigen wir hier qualifizierte Zuwanderung, dafür müssen wir administrative Hürden abbauen, insbesondere bei der Anerkennung von Qualifikationen.“
Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist via https://youtu.be/Exs2pt1vy_c abrufbar.
Über Alles Clara: Alles Clara ist eine neuartige Sozialdienstleistung in Österreich, die pflegende Angehörige via App mit professionellen Berater:innen aus den Bereichen Pflege und Psychologie verbindet. Diese soll künftig allen Menschen in Österreich zugänglich sein. Im Pilotbetrieb können derzeit bereits über 100.000 Beschäftigten die flexible, niederschwellige und dennoch persönliche Beratung über ihre Arbeitgeber nutzen. Die Alles Clara-App fungiert als datensichere digitale Schnittstelle zwischen den Ratsuchenden und den Berater:innen. Ihr Ziel ist es, den pflegenden Angehörigen Begleitung und Unterstützung in ihrem Alltag zu bieten und dort, wo nötig, gezielt und frühzeitig auf richtige weiterführende Angebote zu verweisen.
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