Beim Fachsymposium „WOHNBAU FÖRDERN. WAS TUN?“ im Ars Electronica Center in Linz diskutierten gestern Vertreter*innen aus Wissenschaft, Immobilienwirtschaft und Politik die drängenden Herausforderungen im geförderten Wohnbau. Organisiert vom Verein für Wohnbauförderung (VWBF), setzte die Veranstaltung ein klares Signal für die Bedeutung der Wohnungsgemeinnützigkeit und diskutierte Maßnahmen zur Stärkung des geförderten Wohnbaus.
Parteien bekennen sich zur Stärkung des geförderten Wohnbaus
Im Zentrum der Podiumsdiskussion stand – nach dem Impulsreferat von AK-Präsident Andreas Stangl und den wissenschaftlichen Vorträgen von Angela Pfister (ÖGB), Andreas Huber (WU Wien) und Christoph Schremmer (Österreichisches Institut für Raumplanung) – die dringliche Frage der nachhaltigen Finanzierung des geförderten Wohnbaus. Angesichts steigender Baukosten, strengerer Kreditvergaben und eines überhitzten Grundstücksmarkts herrschte Einigkeit über die Notwendigkeit umfassender finanzieller Unterstützung.
Die Diskussion, moderiert von Standard-Journalistin Franziska Zoidl, versammelte führende Vertreter der Branche und Politik: Klaus Baringer (Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, GBV), Gerald Gollenz (Obmann des Fachverbands Immobilien- und Vermögenstreuhänder), Manfred Haimbuchner (Landeshauptmann-Stv. OÖ, FPÖ), Georg Niedermühlbichler (SPÖ-Landtagsabgeordneter in Wien und Präsident der Mietervereinigung Österreichs) sowie Georg Prack (Wohnen-, Wohnbau- und Stadterneuerungssprecher, GRÜNE Wien).
Forderung nach Erhöhung der Wohnbauförderung auf 1 % des BIP
Ein breiter Konsens unter den Diskussionsteilnehmer bestand in der Forderung nach einer Erhöhung der Wohnbauförderung auf mindestens 1 % des BIP. Der aktuelle Anteil der Wohnbauförderung am BIP liegt bei etwa 0,4 bis 0,5. Eine Anhebung auf 1 % des BIP würde jährlich rund 2,5 Milliarden Euro an zusätzlichen Mittel bedeuten. Gelder, die dringend für den Neubau und Sanierung von leistbarem Wohnraum erforderlich wären. Gleichzeitig betonten die Teilnehmer die Notwendigkeit, ökologische Herausforderungen zu meistern, insbesondere die Dekarbonisierung des Gebäudebestandes durch die Heizungsumstellung auf erneuerbare Energieträger.
Koexistenz von geförderter Miete und Eigentum
Ein zentraler Konsens bestand darin, dass schwerpunktmäßig der Mietwohnungsbau, aber auch Eigentum gefördert werden müssen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Ökonom Andreas Huber von der Wirtschaftsuniversität Wien verdeutlichte in seinem Fachvortrag, dass ein bedarfsgerechter Verteilungsschlüssel in Österreich bei etwa 4/5 Miete und 1/5 Eigentum liegen sollte. Angesichts stark gestiegener Immobilienpreise, die schon lange nicht mehr mit den Lohnerhöhungen Schritt halten, plädierte Huber für ein klares Bekenntnis zum geförderten Mietwohnungsbau: „Ein leistbarer Mietwohnungsbestand bildet soziales Vermögen und ist langfristig das zukunftsfähigere Modell.“
Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel wird verlangt
Ein weiteres zentrales Thema der Veranstaltung war die Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel. Insbesondere der Wohnbauförderungsbeitrag, der je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgebern über ein Prozent der Bruttolohnsumme finanziert wird, müsse zweckgerichtet dem Wohnbau zugutekommen und dürfe nicht – zweckentfremdet – in andere Budgets fließen. Eine solche Zweckbindung könnte dem geförderten Wohnbau jährlich rund 700 Millionen Euro zusätzlich einbringen.
Allianz für leistbaren Wohnraum
„Die Herausforderungen im Wohnbau können nur durch eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bewältigt werden. Die heutige Veranstaltung zeigt deutlich, dass die Notwendigkeit einer starken Wohnbauförderung in Österreich unbestritten ist“, betonte Michael Gehbauer, Obmann des VWBF. „Jetzt gilt es, die formulierten Forderungen in konkrete politische Maßnahmen umzusetzen, um leistbaren Wohnraum auch in Zukunft sicherzustellen.“
Hintergrund zum Fachsymposium
Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch zwischen Politik, Immobilienbranche und Wissenschaft. Angesichts steigender Zinsen und Grundstückspreise diskutierten die Teilnehmer über zukunftsfähige Strategien zur Stärkung des geförderten Wohnbaus. Der VWBF appelliert an alle politischen Kräfte, jedoch vor allem an die künftige Bundesregierung, die Ergebnisse des Symposiums in die zukünftige wohnbaupolitische Gestaltung einfließen zu lassen.