Der Arbeitsmarkt-Kompass für das dritte Quartal 2024 von Marketagent und Leitbetriebe Austria liefert wieder einen Deep-Dive in die Stimmung am heimischen Jobmarkt. In der neuesten Auflage zeigen die Marktforscher aus Baden und die Exzellenzplattform, was die heimischen Erwerbstätigen bewegt und worauf sie im Berufsleben Wert legen. Das Fazit: Die Zufriedenheit der heimischen Beschäftigten ist stabil hoch. Darauf sollte sich die Arbeitgeberseite aber nicht ausruhen, denn die Arbeitnehmer*innen fühlen sich weiterhin in einer guten Ausgangsposition am Jobmarkt.
Zentrale Erkenntnisse:
- Arbeitszufriedenheit: 84% der heimischen Beschäftigten sind mit ihrem aktuellen Job eher bis sehr zufrieden.
- Wechselbereitschaft: Ein Drittel zeigt eine hohe Bereitschaft, den Job zu wechseln. Besonders stark ist diese in der Generation Z ausgeprägt (45%).
- Gehaltserhöhung bei Wechsel: Bei einem Wechsel wünschen sich die Befragten im Schnitt 26,7% mehr Gehalt. Im Wellenvergleich offenbart sich ein leichter Rückgang in den Erwartungen.
- Home-Office-Präferenz: Der bevorzugte Home-Office-Anteil liegt bei durchschnittlich 38,3%. Millennials legen am stärksten Wert auf Remote-Arbeit (43,7%).
- „Work hard, play hard“ trifft auf Zustimmung (60,2%). Vor allem Beschäftigte in der Baubranche (74,4%) und der Industrie (67,9%) identifizieren sich mit dieser Arbeitsphilosophie.
- Prioritäten bei der Jobsuche:
- Gutes Gehalt / faire Bezahlung (62,2%)
- Gutes Arbeitsklima (54,2%)
- Flexible Arbeitszeiten (40,5%)
- Arbeitsklima und Wertschätzung: Je älter die Befragten, umso wichtiger sind ihnen diese zwischenmenschlichen Faktoren am Arbeitsplatz.
- 4-Tage-Woche: Im Generationenvergleich kommt das komprimierte Arbeitszeitmodell bei den Millennials und der Generation X am besten an.
- Überstunden: 86,3 % der Befragten sind bereit, Überstunden zu leisten, wenn diese fair vergütet werden. 68,1% fordern aber auch strengere Regulierung und Kontrollen.
Mit der aktuellen Ausgabe geht der Arbeitsmarkt-Kompass von Marketagent und Leitbetriebe Austria bereits in die vierte Auflage. Die Ergebnisse für das dritten Quartal 2024 basieren auf einer repräsentativen Stichprobe von 941 unselbständig Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 69 Jahren und zeigen ein stabiles Stimmungsbild, das im Detail aber spannende Unterschiede offenbart.
Arbeitszufriedenheit hoch, wahrgenommene Aussichten am Jobmarkt ebenso
Laut Arbeitsmarkt-Kompass sind 84% der heimischen Erwerbstätigen mit ihrem aktuellen Job eher bis sehr zufrieden. Darauf sollte sich die Arbeitgeberseite aber nicht ausruhen, denn die Arbeitnehmer*innen fühlen sich weiterhin in einer guten Ausgangsposition am Jobmarkt. Fast zwei Drittel denken, dass es für sie sehr oder eher leicht wäre, eine neue Stelle zu bekommen (65%). 33% berichten auch einen konkreten Wunsch für eine Job-Veränderung. Besonders hoch ist die Wechselbereitschaft bei den jüngsten Arbeitnehmer*innen ausgeprägt: In der Generation Z ist fast jede*r Zweite bereit für etwas Neues (45%). „Es ist bemerkenswert, dass trotz der Zuspitzung der Lage am Arbeitsmarkt und der weiterhin hohen Jobzufriedenheit die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer*innen in Österreich unverändert stark bleibt. Dies zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt in einem dynamischen Wandel befindet und viele Menschen offen für neue berufliche Chancen und Herausforderungen sind
“, so Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
Die Erwartungen an eine Gehaltserhöhung bei einem Jobwechsel sind weiterhin hoch, im Wellenvergleich wird jedoch ein leichter Rückgang erkennbar. Im Schnitt würden sich die heimischen Beschäftigten durch einen Arbeitgeberwechsel 26,7% mehr Lohn erhoffen. Zum Vergleich: vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei rund 29%. Bei den Gehaltserwartungen zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Generationenunterschied. Je jünger die Befragten, umso höher das von ihnen gewünschte Plus bei einem Wechsel (Generation Z: 33%; Babyboomer: 22%).
Gutes Gehalt ein Muss, flexible Arbeitsmodelle gefragt
Wenig überraschend, dass das Top-Kriterium bei der Jobsuche somit auch das gute Gehalt ist (62%). Die faire Bezahlung führt seit Erhebungsbeginn das Ranking klar als Nummer 1 an. Ebenso stabil folgt auf Platz 2 das Arbeitsklima. Spannend: Dieser zwischenmenschliche Faktor ist der Generation Z (47%) deutlich weniger wichtig als den älteren Beschäftigten (z.B. Generation X: 60%).
Ein wichtiges Schlagwort der Stunde am Arbeitsmarkt lautet Flexibilität. Diese wünscht sich die heimische Workforce sowohl bei der Arbeitszeit als auch beim -ort. Das optimale Wochenpensum wird seit Erhebungsbeginn der Langzeitstudie stabil bei durchschnittlich 33 Stunden festgemacht. Der bevorzugte Home-Office-Anteil jener, die theoretisch die Möglichkeit dazu haben, liegt im Schnitt bei 38%. Auch dieser Wert weist eine hohe Stabilität über die letzten Erhebungsmonate auf, was darauf hindeutet, dass es sich hier um keinen kurzfristen Trend, sondern um eine nachhaltige Entwicklung handelt.
Die immer wieder heiß diskutierte 4-Tage-Woche hat für die heimischen Befragten bei der Jobsuche keine Top-Priorität. Die vorliegende Umfrage lässt aber erkennen, dass das komprimierte Arbeitszeitmodell bei den Millennials und der Generation X im Vergleich deutlich stärker gefragt wäre. Ein spannendes Spezifikum der beiden Generationen, die ein wichtiges Rückgrat des Arbeitsmarktes bilden.
„Ein attraktives Gehalt bleibt das entscheidende Kriterium bei der Jobsuche, während ein gutes Arbeitsklima und flexible Arbeitsmodelle wie Home-Office weiterhin stark gefragt sind. Durch ganzheitliches Leadership können Unternehmen diese Trends aktiv mitgestalten und die besten Talente langfristig für sich gewinnen. Der Arbeitsmarkt-Kompass hilft Leitbetrieben, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gezielt darauf zu reagieren
“, so Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria.
„Work hard, play hard“
„Hart arbeiten, gut leben“ – mit dieser Philosophie können sich 60% der erwerbstätigen Bevölkerung identifizieren. Besonders stark ist dieser Gedanke in den durch körperliche Arbeit geprägten Branchen Bau (74%) und Industrie (68%) ausgeprägt. Überstunden sind für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein zweischneidiges Schwert. Fast 9 von 10 sind bereit, Mehrarbeit zu leisten, wenn diese fair vergütet wird (86%). Dennoch gibt es eine klare Mehrheit, die fordert, dass Überstunden nicht an der Tagesordnung stehen sollten (84%) bzw. besser reguliert und kontrolliert werden sollten (68%).