Das diesjährige HOGAST-Symposium in Salzburg schuf am 15. und 16. Oktober Raum und Zeit, um innezuhalten, den Blick in die Zukunft zu richten und Visionen zu erträumen. Als bedeutendes Event der Hospitality-Branche bot es den gut 900 anwesenden Hoteliers und Gastronomen zudem reichlich Gelegenheit zum Austauschen und Vernetzen. Die fulminante Gala im Terminal 2 steigerte mit exzellenter Haubenküche und kurzweiligen Show-Acts den Unterhaltungsfaktor der zweitägigen Veranstaltung.
Unter dem Motto „Weitblick – eine Reise in die Welt von morgen“ informierten und inspirierten fünf internationale Top-Speaker und die Runde der Chefredakteure renommierter Tageszeitungen das interessierte Publikum auf höchstem Niveau.
„Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“
Stella Schaller, Mitgründerin des Think-Tanks „Reinventing Society“, betonte in ihrer Keynote, dass wir uns als Gesellschaft mitten in einem globalen Transformationsprozess befinden, der ein Umdenken erfordert. Sie ermutigte dazu, einen inneren Kompass zu entwickeln, um den Wandel aktiv zu gestalten, anstatt ihn passiv zu erleben. Anhand der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling verdeutlichte sie, wie Altes Platz für Neues macht, und betonte die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels – von Konkurrenz zu Kooperation, von Extraktion zu Regeneration, von Entfremdung zu Verbundenheit. Dabei plädierte Schaller für systemisches Denken und die Wiederherstellung der Verbindung zu uns selbst und zur Natur. „Wir können Gärtner der Erde sein“, betonte sie und rief zu mutigem Handeln auf, um die Zukunft positiv zu gestalten.
„Warten Sie nicht auf die eine große Idee, tasten Sie sich mit kleinen Experimenten an Ihre Zukunft heran“
Der renommierte Managementvordenker Peter Kreuz demonstrierte in seinem Vortrag eindrucksvoll, wie wichtig es ist, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Er plädierte dafür, sich „Z.F.D.B.“ – Zeit für die Birne – zu nehmen, um kreative und zukunftsorientierte Ideen zu entwickeln, anstatt sich nur im hektischen Tagesgeschäft zu verlieren. Mit dem Konzept der „Not-to-do-Liste“, der Macht des Kalenders und der Kunst, bewusst Nein zu sagen, rief er dazu auf, Prioritäten klar zu setzen. „Stress hat, wer Ja sagt, aber Nein meint“ – Grenzen seien der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg. Zudem ermutigte er das Publikum, jede Woche eine Kleinigkeit im Arbeitsalltag testweise anders zu machen, um sich in eine erfolgreiche Zukunft hineinzutasten.
„Die Transformation unseres Ernährungssystems ist nicht nur möglich, sie ist dringend notwendig“
Christine Schäfer, Senior Researcher am Gottlieb Duttweiler Institute, prognostiziert in ihrer Keynote eine „Proteinwende“ und betonte, dass sich unsere aktuelle Ernährungsweise langfristig nicht aufrechterhalten lässt. Sie sieht große Chancen in der Transformation des Ernährungssystems durch alternative Proteinquellen wie pflanzliche Produkte, präzisionsfermentierte Proteine und Laborfleisch. Dabei spielt der Handel eine Schlüsselrolle, um Konsumenten zu gesünderem und nachhaltigerem Konsum zu verhelfen. Für die Hospitality-Branche bedeutet dies, dass Nachhaltigkeit zum Standard wird, Fleisch an Bedeutung verliert während plant-based-Produkte an Bedeutung gewinnen sowie personalisierte Gästebedürfnisse immer wichtiger werden.
„Junge Menschen haben eine hohe Taktung und fordern Feedback ein“
Jugendforscher Simon Schnetzer beleuchtete in seiner Keynote die Herausforderungen, welche die Generation Z in der Arbeitswelt mit sich bringt. Er betonte, dass junge Menschen nicht faul seien, sondern anders und besser arbeiten wollen. Sinnvolle Aufgaben, Spaß, Anerkennung, Geld und eine gute Balance stehen im Fokus. Die größten Hindernisse für diese Generation seien toxische Arbeitsatmosphären, schlechte Führung und mangelndes Feedback. Um die nächste Generation langfristig finden und halten zu können, braucht es unter anderem Bindung und flexible Arbeitsmodelle.
„Das Alte ist noch nicht weg, das Neue ist noch nicht da“
Zukunftsforscher Tristan Horx betonte bei seinem Auftritt, dass wir uns in einem fundamentalen Epochenwandel befinden – in der Krise des Übergangs, vom alten Normal zum neuen Normal. Er konstatierte, dass entgegen der landläufigen Meinung Zukunft nie linear, sondern in ambivalenten Schleifen passiert. Megatrends wie Globalisierung haben ausgedient und stehen Gegentrends gegenüber. Individualisierung trifft auf den Wunsch nach Gemeinschaft, Urbanisierung weicht der Stadtflucht. Menschliche Beziehungen gewinnen im digitalen Zeitalter mehr an Bedeutung. „Wenn Roboter bessere Roboter werden, müssen Menschen humaner werden.“ Er ist davon überzeugt, dass die Zukunft mehr Menschlichkeit erfordert.
„Tourismus als Generationenprojekt“
In der Runde der Chefredakteure diskutierten die hochkarätigen Journalisten Manfred Perterer (Salzburg Nachrichten), Gerhard Hofer (DiePresse) und Rainer Schüller (derStandard) die Frage, was in Sachen Gesellschaft und Tourismus auf uns zukommt. Perterer hob hervor, dass der Tourismus enorme positive Effekte hat, wie die Bekämpfung der Landflucht und die Schaffung von Arbeitsplätzen, und plädierte für bessere politische Rahmenbedingungen, einschließlich eines eigenen Tourismusministers. Hofer verwies auf die Innovationskraft der Branche und betonte die Wichtigkeit von Nachfolgeregelungen („Tourismus als Generationenprojekt“) sowie sinnstiftender Aufgaben für junge Arbeitnehmer. Schüller unterstrich die Resilienz der Branche und die Notwendigkeit, trotz wirtschaftlicher und klimatischer Herausforderungen optimistisch zu bleiben und transformative Prozesse anzustoßen.
„Wir gehen positiver nach Hause, als wir gekommen sind“
Das gesellschaftliche Highlight des diesjährigen Symposiums war neuerlich die Gala, die mit Top-Showacts wie dem Kabarettisten Martin Frank oder dem Aerial Silk Duo sowie unter der kurzweiligen Moderation von Alfons Haider für beste Unterhaltung sorgte. Kulinarisch begeisterten die vier steirischen Haubenköche Richard Rauch, Markus Rath, Stefan Eder und Andreas Krainer mit exquisiter Kochkunst. Den emotionalen Höhepunkt des Abends bot die Verabschiedung des Vorstands Richard Wisdom, der nach 25 Jahren ein neues berufliches Kapitel aufschlägt, sowie die Verabschiedung des langjährigen Aufsichtsrat-Vorsitzender-Stellvertreters Wolfgang Burgschwaiger.
Vorstandsvorsitzende Allegra Frommer richtete dankende Worte an die Gäste, sprach von bewegten Monaten und blickte optimistisch in die Zukunft: „Nach dem Symposium gehen wir wesentlich positiver nach Hause, als wir gekommen sind.“
Unterstützt wurde die Veranstaltung von zahlreichen Sponsoren, unter anderem den Premiumpartnern Casablanca, hollu, Kröswang und rota.