Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft und das philippinische Department of Migrant Workers schließen Memorandum of Understanding ab und bauen Zusammenarbeit aus
Manila (OTS/BMAW) – Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler hat am 25.10.2023 in Vertretung von Bundesminister Martin Kocher in Manila/Philippinen gemeinsam mit Generalsekretär Karlheinz Kopf (WKÖ) ein Abkommen unterzeichnet. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel, der österreichische Unternehmen massiv unter Druck setzt, zu begegnen und zeitgleich dem demographischen Wandel in Österreich weiter entgegenzuwirken. Die Philippinen sind somit das erste Land, mit dem Österreich ein Fachkräfte-MoU „On the Recruitment of Qualified Professionals“ vereinbart, das alle Bereiche der künftigen Zusammenarbeit im Bereich der Fachkräfteanwerbung und Zusammenarbeit in der Berufsbildung umfasst, einschließlich Regelungen zur Vermeidung irregulärer Migration.
Als nächsten Schritt plant das Philippinische Department of Migrant Workers (DMW) ein eigenes Migrant Workers Office (MWO) in Wien einzurichten und einen Labor Attaché zu entsenden, um zukünftig die philippinischen Arbeits- und Fachkräfte in Österreich zu betreuen.
Fachkräftemangel in Österreich
Für Unternehmen quer durch alle Branchen wird die Suche nach qualifizierten Fachkräften zunehmend zum Problem. Bereits 82 Prozent der österreichischen Unternehmen spüren laut Arbeitskräfteradar der WKÖ den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel in ihrem Betrieb. Das führt nicht nur zu Mehrbelastung der gesamten Belegschaft, sondern auch zu Umsatzeinbußen und Innovationsverlust. Trotz wirtschaftlicher Eintrübung gibt es über 200.000 offene Stellen in Österreich, das ist eine Verdreifachung in den letzten zehn Jahren. Um aktuell und durch die demographische Entwicklung auch künftig an genügend qualifizierte Arbeitskräfte zu kommen und diese an das Unternehmen zu binden, braucht es ein Bündel an Maßnahmen, darunter auch verstärkten Fachkräftezuzug nach Österreich.
„Der demografische Wandel wirkt sich aktuell immer stärker auf den Arbeitsmarkt aus. Deshalb arbeitet die Bundesregierung an vielen Maßnahmen gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel. Neben dem Ausschöpfen des inländischen Fachkräftepotentials braucht es auch gezielte Fachkräftezuwanderung. Wir bewerben deshalb den Arbeitsstandort Österreich auf internationaler Ebene und gehen auch neue Wege, um heimische Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei der Fachkräfterekrutierung zu unterstützen. Das erste Fachkräfteabkommen mit den Philippinen ist dabei ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung unserer umfassenden internationalen Fachkräftestrategie“, so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
Staatsekretärin Susanne Kraus-Winkler sagte im Rahmen ihrer Rede zur MoU Unterzeichnung: „Die österreichische Bundesregierung will für die heimischen Unternehmen die bestmögliche Grundlage schaffen, um auch in Zukunft international die besten Talente anzuwerben. Hochqualifizierte Fachkräfte aus der ganzen Welt sind ein essenzieller Baustein für Wachstum und Wohlstand und ein wichtiger Standortfaktor für die österreichische Wirtschaft in der Zukunft.“
Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Karlheinz Kopf betonte im Zuge der Unterzeichnung: „Die Betriebe in Österreich sehen sich mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert. Auf den Philippinen drängt die junge, gut ausgebildete Bevölkerung auf den internationalen Arbeitsmarkt. Es entsteht mit dem Abkommen eine Win-win Situation für beide Länder. Der hohe Bildungsstandard auf den Philippinen macht das Land zu einem idealen Kooperationspartner.“
Oberösterreichs Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer, der die Wirtschaftsdelegation begleitete, begrüßt die Unterzeichnung des gesamtstaatlichen MoUs vor allem mit Blick auf den Pflegebereich und die Notwendigkeit auf Grund demografischer Entwicklungen: „Ein wesentlicher Schritt, um Österreichs Wettbewerbsvorteil im Werben um die besten Köpfe am internationalen Fachkräftemarkt weiter auszubauen. Oberösterreich wird es dadurch zukünftig noch besser gelingen diplomierte Pflegekräfte als Unterstützung zu gewinnen, die sich durch eine international hochqualitative Ausbildung auszeichnen.“
Fachkräfte von den Philippinen sind international sehr gefragt
Das 115 Millionen Einwohner zählende Land bietet österreichischen Unternehmen ein attraktives Potential an Fachkräften: Die (universitäre) Ausbildung insbesondere in den Bereichen Gesundheit, IT und Ingenieurswesen ist im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau.
Der größte Bevölkerungsanteil auf den Philippinen ist im erwerbsfähigen Alter („Sweet Spot“): Die stetig wachsende philippinische Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von knapp 25 Jahren gehört zu den jüngsten Asiens. Arbeitsmigration gilt auf den Philippinen als „Filipino Way of Life“: Die Bereitschaft der Filipinas und Filipinos, im Ausland zu arbeiten ist seit vielen Jahrzehnten stark ausgeprägt. Die philippinischen Behörden legen großen Wert auf gute und faire Lohn- und Arbeitsbedingungen für ihre Staatsangehörigen – unter diesen Voraussetzungen wird die Ausreise auch sehr unterstützt.
Neue philippinische Arbeitskräfte werden seit 2011 über die damals eingeführte Rot-Weiß-Rot Karte oder die Blaue Karte EU als Fach- oder Schlüsselkräfte zugelassen. Im April dieses Jahres war eine österreichische Expertendelegation (BMAW, WKÖ, ABA) auf den Philippinen für eine „Fact Finding Mission“, um die Rahmenbedingungen und möglichen Anwerbeaktivitäten zu sondieren. In Folge der Reform der Rot-Weiß-Rot Karte im Vorjahr wurde eine Arbeitsgruppe zur Initiierung einer internationalen Fachkräfteoffensive (IFO) eingerichtet. Diese hat die Philippinen, neben fünf anderen Fokusländern, als attraktives Partnerland für die Anwerbung von Fach- und Schlüsselkräften identifiziert und ausgewählt.
Österreich verfügt über jahrzehntelange ausgezeichnete Erfahrungen mit qualifizierten Arbeitskräften aus den Philippinen. Vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich sind Filipinas und Filipinos eine verlässliche Unterstützung. Aktuell sind rund 6.300 Staatsangehörige aus den Philippinen in Österreich wohnhaft. Davon waren Ende September 5.114 unselbständig und 61 selbständig beschäftigt.
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